iPad Pro 9.7 und Apple Pencil: 40 Minuten

40 Minuten – länger hat es nicht gedauert, bis ich iPad Pro 9.7 und Apple Pencil nach der Zustellung wieder verpackt im UPS Shop abgegeben habe. Da ich seit dem Erscheinen des ersten iPads auf jede neue Generation aufgerüstet habe, muss es wohl eine ziemlich ernüchternde Erfahrung mit Apples neuem Pro-Gerät gewesen sein.

Und das war es tatsächlich. Das einzige, was uneingeschränkt für das iPad Pro 9.7 spricht, ist das neue Display. Apple verbaut ja schon länger (wenn auch keine matten, so doch zumindest) reflexionsmindernde Bildschirme. Das iPad Pro 9.7 ist hier im Vergleich mit dem iPad Air 2 nochmal besser geworden (laut Apple nochmal 40% reflexionsärmer). Den Unterschied kann man im direkten Vergleich auch tatsächlich sehen (es ist zwar immer noch ein Spiegeldisplay, aber kein Vergleich etwa zum Bildschirm des Surface Pro / Surface Book). Auch die neue Anpassung der Farbtemperatur an das Umgebungslicht finde ich recht gelungen.

Das eigentliche „Killer-Feature“ wäre für mich aber eigentlich eine gute Stiftunterstützung gewesen. Da das große iPad Pro für mich keine Option war, hatte ich den Apple Pencil vorher noch nicht ausprobiert – was wohl ein Fehler war. Für mich ist die aktuelle Implementierung der Stiftnutzung bei iOS bzw. den meisten Apps gelinde gesagt unbrauchbar. Das Hauptproblem ist: Ein Tablet ist offensichtlich darauf ausgelegt, mit dem Finger bedient zu werden. Für alle Zeichenapps heißt das: gemalt wird mit dem Finger. Sobald ich aber einen Stylus zur Verfügung habe, erwarte ich, mit den Fingern scrollen und zoomen zu können, während nur der Stift zum Schreiben und Zeichnen dient. Das funktionierte in meinem kurzen Test nur mit einer einzigen App die ich nutze: Word.

Das wirklich nervige an diesem Verhalten: man malt ständig mit dem Handballen oder den Fingern, weil Apple zwar eine „Handballenerkennung“ implementiert hat, die aber erst greift, wenn der Pencil schon sehr nah am Display ist. Wenn man den Stift also etwas weiter vom Display weg hält und dabei das Handgelenk weiterhin auf dem iPad verweilt, malt man fröhlich Striche in die Gegend. Das finde ich selbst beim Schreiben von kurzen Notizen in Apples Notizenapp extrem nervig.

Hinzu kommt eine absolute design-technische Fehlleistung von Apple: die Kamera. Es ist mir unbegreiflich, wie man bei einem Tablet, dass explizit auf eine Stiftnutzung ausgelegt ist, eine Kamera verbauen kann, ist einige Millimeter aus dem Gehäuse ragt. Das Resultat: legt man das iPad Pro 9.7 zum Zeichnen flach auf den Tisch, dann kippelt es. Wobei kippeln vielleicht falsche Assoziationen weckt. Es ist eher so: befindet sich die Kamera hinten links, kann man das iPad an der vorderen linken Ecke wenige Millimeter herunterdrücke, dabei federt dann die hintere rechte Ecke in etwa den doppelten Abstand nach oben. Meiner Meinung nach völlig unnötig, nur um eine – von vielen wahrscheinlich ohnehin nur sporadisch genutzte – Kamera mit jetzt 12MP einzubauen. Vielleicht kann Apple sich aber auch einfach nicht vorstellen, dass jemand das iPad tatsächlich ohne Hülle/Case nutzen könnte (wobei ich mich dann schon frage, warum man überhaupt auf Aluminium und Design Wert legt, anstatt das ganze Ding gleich etwas dicker zu gestaltet und von vorneherein in Plastik/Lederimitat zu hüllen…).

Vielleicht könnte ich mich zur Not sogar noch damit anfreunden, eine Hülle zu benutzen. Nur leider ist auch der Apple Pencil an sich überhaupt nicht mein Ding. Er ist mir erstens zu lang. Mag sein, dass er zum Zeichnen damit gut/besser geeignet ist. Wenn ich aber nur eine Seite damit schreibe, tut mir die Hand weh, weil das Gewicht für mein Empfinden durch die Länge unangenehm verteilt ist. Das Problem wird zusätzlich durch die komplett runde und wenig griffige Gestaltung des Stiftes verschlimmert. Da bringt mir auch die zugegebenermaßen tolle Genauigkeit und Geschwindigkeit des Pencil nichts – von der beim Schreiben ohnehin unnötigen Winkelerkennung ganz zu schweigen.

Der zweite „Fehler“ des Pencils wiegt für mich nicht weniger schwer: ich hebe beim Schreiben den Stift oft vom Display ab und setze ihn wieder auf (male wohl eher Druck- statt schön verbundener Schreibschriftbuchstaben…). Das ist beim Surface kaum ein Problem, beim iPad Pro 9.7 mit Apple Pencil kommt man sich dagegen vor, wie ein Specht im Wald: tock, tock, tock. Der Pencil mit seiner relativ harten Spitze ist mir persönlich einfach viel zu laut – so laut, dass ich damit nicht mal bei einer Uni-Vorlesung im Hörsaal wirklich mitschreiben wollen würde.

Nach einer guten halben Stunde testen, hatte ich auf jeden Fall so schlechte Laune, dass ich alles wieder eingepackt und an Apple zurückgeschickt habe. Dann bin ich zur hiesigen Zweigniederlassung eines Metro-Konzerns gefahren und habe beim auslaufenden Osterangebot für das Surface Pro 4 mit TypeCover zugegriffen. Statt MacBook, iPad, iPhone und Apple TV bin ich damit jetzt bei Surface Pro 4, iPhone, Fire TV und openELEC@RasPi 2 angekommen. Wobei der Akku meines 5s langsam aber sicher den Geist aufgibt. Vielleicht verschwindet damit bald auch das letzte Apple Device aus meinem Portfolio. Würde irgendwie auch nur passen: soft- (Linux@Windows/MS-Canonical-Zusammenarbeit, Continuum) und hardwaretechnisch (HoloLense, Surface Book) finde ich Microsoft gerade ohnehin spannender und innovativer als Apple.

Surface Book: Schwachstelle Akku und Ent-/Ladestrategie

Die Laufzeit von Microsofts Surface Book ist mit 7 bis 10 Stunden im Arbeits-, Surf- und Videobetrieb eigentlich ausreichend lang, wenn auch (gerade angesichts der mit 69 Wh recht großen Akkus) nicht überragend. Das größere Problem ist meiner Meinung nach die Aufteilung der Akkukapazität mit 18 Wh im Tablet und 51 Wh in der Tastatur/Base verbunden mit der Entladestrategie des Surface Book.

Ausgehend von der großzügig bemessenen 10stündigen Laufzeit, entfallen etwa 3 Stunden auf den Tabletakku und 7 Stunden auf den Akku im Tastaturteil. Man könnte sich also gut vorstellen, das Surface Book als Notebook sieben Stunden lang mobil zum Arbeiten zu benutzen, um dann Abends noch gemütlich drei Stunden mit dem abgedockten Tablet auf der Couch zu surfen. Leider macht Microsoft diesem Ansinnen aber einen Strich durch die Rechnung.

Wenn das Surface Book als Notebook benutzt wird, entlädt sich zunächst zwar ausschließlich der Akku in der Basis. Sobald dieser 40 Prozent erreicht hat, werden aber Basisakku und Tabletakku gleichzeitig entladen (einer der Gründe wird sein, dass sich bei leerem Tastaturakku das Tablet nicht mehr abdocken lässt…). Man arbeitet also etwa 4 Stunden ausschließlich mit dem Akku in der Tastatur. Nach weiteren drei Stunden ist dann nicht der Tastaturakku ganz leer, sondern hat noch Energie für weitere 1,5 Stunden. Leider hat zu diesem Zeitpunkt auch der Tabletteil nur noch eine Laufzeit von 1,5 Stunden. Das wird für einen Film am Abend auf der Couch schon knapp (und wer will da schon ein Ladekabel anschließen). Noch weniger Zeit verbleibt, wenn man schon in der Arbeitszeit im Tabletmodus gearbeitet hat, denn auch ein Aufladen des (leeren) Tabletakkus durch das (nicht mit dem Strom verbundene) Tastaturdock sieht Microsoft nicht vor.

Surface Book: Die Tastatur

Eigentlich lässt es sich auf der Tastatur von Microsofts Surface Book recht komfortable schreiben. Negativ aufgefallen sind mir nur fünf Dinge:

  1. surface_book_tastaturDie linke Shift-/Umschalttaste ist leider arg klein geraten. Bei mir saß sie zudem etwas schief und wackelig im Gehäuse.
  2. Es gibt rechts von der Leertaste keine Strg-Taste! Wer es also gewöhnt ist, im Browser einhändig mit Strg + Pfeil-Links zur zuvor aufgerufenen Webseite zurückzublättern, muss sich umgewöhnen.
  3. Die Cursor-/Pfeiltasten sind leider wie beim MacBook 12 nur bedingt zum Blindtippen geeignet, da Pfeil-Hoch und -Runter zu eng beieinander liegen und sich Menü-Taste und Pfeil-Links haptisch nicht auseinanderhalten lassen.
  4. Microsoft hat sich entschieden, zwar die Tasten zur Einstellung der Tastaturbeleuchtung mit entsprechenden Symbolen auszustatten, nicht aber die Tasten zur Steuerung der Displayhelligkeit (Fn + Entf für heller; Fn + Backspace für dunkler).
  5. Die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur ist allenfalls in sehr dunkler Umgebung brauchbar. Bei Dämmerlicht erkennt man aufgrund der hellen Tasten und der Farbe der Hintergrundbeleuchtung die Tastenbeschriftung gar nicht.