ThinkPad Yoga 260 – Teil 3: Ubuntu 15.10 – Was geht?

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf:

  • Lenovo ThinkPad YOGA 260 mit BIOS Version 1.14
  • Ubuntu 15.10 mit Kernel 4.4.0-040400

Nachdem man die Installationsprobleme ausgeräumt und Kernel 4.4 installiert hat, sieht es wie folgt mit der Funktionsfähigkeit des YOGA 260 unter Ubuntu 15.10 aus:

Funktion Stand der Dinge
Touchpad TapToClick und TwoFingerScroll funktionieren problemlos.
Touchscreen Funktioniert problemlos (keine Gesten getestet).
Tastatur Funktioniert problemlos.
TrackPoint Der TrackPoint und seine drei Tasten, sowie Scroll funktionieren problemlos.
ThinkPad Pen Pro/Stylus Test mit Xournal: Druckstärke wird erkannt. Nur einer der beiden Zusatzubuttons funktioniert.
HDMI Externer FullHD Monitor funktioniert problemlos.
DisplayPort Beim Anstecken während des Betriebs friert das System ein. Ist der Monitor bereits beim Booten verbunden, funktioniert er im extended und mirror-Betrieb, beim weiterem Durchschalten der Modi friert dann wieder das System ein.
Gyroskop/Displayinhalt drehen Displayausrichtung ändert sich nicht (Sensor/Eventüberwachung noch nicht getestet).
Tabletmodus/Input sperren Die Tastatur wird beim Umklappen des Displays mechanisch gesperrt. TrackPoint, Touchpad und Maustasten bleiben aktiv. Dies kann man aber einfach mit einem Skript nachholen, das durch das beim Umklappen ausgelöst ACPI Event (ibm/hotkey LEN0068:00 00000080 000060f0) ausgelöst wird.
MicroSD-Kartenleser Funktioniert problemlos.
Kamera Kamera und Status-LED funktionieren problemlos.
Fingerabdruckscanner Nicht getestet.
SmartCard-Reader Nicht getestet.
OneLink+ Dock Stromversorgung und USB-Ports funktionieren.
Ethernet, VGA, Sound nicht getestet.
DisplayPorts funktionieren nicht. DisplayPort auf Mini-DP Kabeln wurde gar nicht erkannt. Ein DisplayPort auf HDMI Adapter mit HDMI Kabel führt sofort beim Einstecken zum Absturz (Kernel-Panic).
Audio Soundausgabe funktioniert problemlos. Mikrofon ebenfalls.
Seitliche Lautstärketasten Die seitlichen Lautstärketasten für den Tabletmodus funktionieren problemlos.
WLan Funktioniert wie gesagt nur nach Installation von Kernel 4.4.
Bluetooth Funktioniert problemlos.
Standby Standby beim Schließen des Notebookdeckels funktioniert (inkl. pulsierendem ThinkDot im Display. Allerdings ist der Stromverbrauch, wahrscheinlich aufgrund des nötigen Kernelparameters „intel_pstate=no_hwp“, zu hoch. Ein voll geladener Akku wäre im Standby nach etwas 5,6 Tagen leer.
Shortcuts Stand der Dinge
Bildschirmhelligkeit F5/F6 und einstellen der Helligkeit über Menü funktionieren problemlos.
Keyboard Backlight Fn+Leertaste funktioniert.
Lautstärke F1/F2/F3 funktionieren.
Mikrofon stummschalten F4 (und LED) funktionieren.
Fn-Lock Fn+Esc schaltet FN-Lock an/aus (und LED).
Suche F10 erstmal funktionslos. Wenn man allerdings unter Systemeinstellungen->Tastatur->Tastaturkürzel:Starter das Kürzel für Suchen auf „Strg+F10“ ändert, geht der Aufruf der Suche auch einfach nur mit F10…
Flugmodus F8 schaltet nur WLan an/aus, nicht Bluetooth.
Externer Bildschirm F7 funktioniert am HDMI und DisplayPort-Anschluss (schaltet erweitert, mirror, nur extern, nur intern durch).
Tools/Einstellungen/Systemsteuerung F9 erstmal funktionslos. Einfach über Systemeinstellungen->Tastatur->Tastaturkürzel ein eigenes neues Kürzel mit dem Befehl „unity-control-center“ anlegen und dann F9 zuweisen.
F11 F11 erstmal funktionslos. Um z.B. Compiz-Scale (ähnliche OS X Expose) auf die Taste zu legen, einfach „compizconfig-settings-manager“ installieren, nach „scale“ suchen und unter Bindings etwa für „Fensterauswahl für alle Fenster initialisieren“ F11 als Taste auswählen.
F12 F12 öffnet den Persönlichen Ordner in Nautilus.

ThinkPad Yoga 260 – Teil 2: Ubuntu 15.10 – Installation & Treiber

Wer Ubuntu 15.10 auf dem Lenovo ThinkPad YOGA 260 installieren möchte, stößt bereits beim Versuch, ein Linux-Live-Medium zu booten, auf das erste Problem: einen schwarzen Bildschirm nach der Auswahl im Grub Bootmenü. Verursacher ist der verbaute 6th Gen Intel-Prozessor der Skylake-Generation, dessen neuer Stromsparmechanismus (noch) nicht unterstützt wird. Um dennoch Ubuntu 15.10 booten und installieren zu können, muss im Auswahlmenü mittels der Taste „e“ ein Bootparameter (z.B. nach dem Parameter „quiet“) ergänzt werden:

 intel_pstate=no_hwp

Mit Strg+x booten wir die veränderte Konfiguration. Jetzt funktioniert zwar der neue Stromsparmechanismus nicht, aber immerhin läuft GNU/Linux. Damit das Parameter nicht bei jedem Boot von Hand eingegeben werden muss, trägt man den Parameter entsprechend in „/etc/default/grub“ ein und lässt das Grub-Menü neu erstellen:

sudo grub-mkconfig -o /boot/efi/grub/grub.cfg

Mit der Standardinstallation von Ubuntu 15.10 wir die Intel WLan-Karte 8260 leider nicht erkannt. Abhilfe schafft das Nachinstallieren von Kernel 4.4. Dafür einfach die Pakete linux-image-4.4-generic, linux-headers-4.4-generic und linux-headers-4.4-all herunterladen und installieren

sudo dpkg -i *.deb

Nach einem Neustart läuft die WLan-Karte dann problemlos. Allerdings zeigt uns journalctl immer noch Firmware Fehlermeldungen: es fehlen die ucode Dateien von iwlwifi-8000C-14 bis iwlwifi-8000C-19. Um an die Dateien zu kommen, einfach mehrmals den folgenden Downloadlink benutzen und die Nummer vor „.ucode“ jeweils anpassen: https://git.kernel.org/cgit/linux/kernel/git/iwlwifi/linux-firmware.git/plain/iwlwifi-8000C-19.ucode. Dann alle ucode-Dateien nach „/lib/firmware/“ verschieben.

Das Journal zeigt auch für die Grafikkarte eine noch fehlende Firmware-Datei: „i915/skl_guc_ver4.bin“. Zwar kann man auch diese einfach downloaden und nach „/lib/firmware/i915“ verschieben. Die Fehlermeldung bleibt bei mir aber sowohl mit „*ver4.bin“ als auch einer als ver4.bin mit Symlink verknüpften „*ver4_3.bin“ bestehen.

ThinkPad Yoga 260 – Teil 1: Erster Eindruck und Innenleben

Mit dem ThinkPad YOGA 260 ist die dritte Inkarnation von Lenovos 12,5 Zoll Convertible mit 360Grad Scharnier herausgekommen. Im Vergleich zum direktem Vorgänger, dem ThinkPad Yoga 12, hat sich auch Abseits des Updates auf die sechste Core i Prozessor-Generation einiges getan. Das Gehäuse ist in seinen Ausmaßen etwas geschrumpft (auf unter 309 x 220 x 17,8 mm) und das Gerät leichter geworden (von 1,58 auf 1,32 kg). Dafür kommt der Akku nur noch auf 44 Wh (statt 47 wie beim Yoga 12).

Hier ein paar weitere Eindrücke nach den ersten beiden Tagen mit dem Gerät.

Display

Das Display kommt wie gehabt in einer Größe von 12,5 Zoll und löst mit FullHD (alternativ auch HD) auf. Druck auf den linken und rechten „Trauerrand“ um den Bildschirm löst für meinen Geschmack immer noch zu leicht „Wellenbildung“ aus. Lenovo vermarktet das Display jetzt nicht mehr als matt, sondern als semi-/seidenmatt. Tatsächlich spiegelt der Bildschirm mehr als der des Yoga 12, dafür ist das Bild aber auch klarer. Für die Entspiegelung setzt Lenovo aber wieder eine Displayfolie ein (ob diese gegenüber der Stiftnutzung weniger anfällig ist, als einige Nutzer des Yoga 12 bemängelten, kann ich nicht sagen).

Anschlüsse

Statt einem Mini-HDMI-Anschluss gibt es jetzt nicht nur einen normal großen HDMI-Anschluss, sondern auch noch einen DisplayPort-Anschluss. Hinzu kommt noch der neuere Lenovo Fingerabdruckscanner (der Finger kann einfach aufgelegt und muss nicht mehr über den Scanner gestrichen werden). Ebenfalls verfügbar ist ein SmartCard-Reader und eine WWAN Mobilfunk-Option. Dafür ist der SD-Kartenslot durch eine kleinere Version ersetzt worden, die nur noch MicroSD-Karten aufnimmt.

Es gibt auch wieder einen Dockingport. Allerdings kommt dieser beim ThinkPad YOGA 260 in neuer Ausführung als OneLink+ daher (separat und nicht mehr kombiniert mit dem normalen Stromanschluss). Eine alte Dockingstation kann also mit dem Yoga 260 nicht mehr verbunden werden. Dafür stellt das neue OneLink+ Dock gleich zwei weitere DisplayPort-Ausgänge zur Verfügung.

Stift/Digitizer/Stylus

Der Digitizer des Yoga 12 wurde durch den verbesserten, aktiven ThinkPad Pen Pro (Wacom) ersetzt. Der ist jetzt weiter in der Seitenmitte ins Gehäuse integriert, zerkratzt nicht mehr beim Hineinschieben/Herausziehen und wird direkt im Gehäuse aufgeladen. Er hat neben einer druckempfindlichen Stiftspitze zwei zusätzlich Buttons (aber kein „Radierer“ am Stiftende). Den Strom für den aktiven Digitizer liefert kein normaler Akku/Batterie, sondern ein Superkondensator. Der hat zwar wesentlich weniger Kapazität als ein normaler Akku, dafür lädt er aber extrem schnell. 30 Sekunden laden, sollen etwa 8 Stunden arbeiten mit dem Stift ermöglichen.

Innenleben

ThinkPadYoga260-SaGrLandUm an das Innenleben des Yoga 260 heranzukommen, muss nur die Bodenplatte abgenommen werden, die mit 8 einfachen Kreuzschlitzschrauben gesichert ist. Dennoch ist etwas Fingerspitzengefühl (und längere Fingernägel…) nötig, da zusätzliche „Nasen“ die Bodenplatte in Position halten. Für DualBand-WLan (5GHz, 2,4GHz, 802.11ac) und Bluetooth 4.2 ist die Intel WLan-Karte 8260 im 42mm m.2 Format zuständig. Der Arbeitsspeicher kommt jetzt in einem normalen SODIMM Speicherriegelslot daher, so dass man ihn selbst aufrüsten kann, bleibt damit aber weiterhin im Single Channel Modus, was auf die Grafikleistung schlägt. Ein Nachrüsten der WWAN-Mobilfunkkarte wird dagegen schwieriger, weil es für sie zwar einen Steckplatz aber keine vorverlegten Antennen gibt, dafür sollte man den freien m.2 Slot theoretisch aber auch für eine 42mm SSD nutzen können. Auswechselbar ist natürlich auch die bereits verbaute SSD. Statt einer 2,5 Zoll Variante steckt im Yoga 260 jetzt aber eine 80mm SSD im m.2 Format.

Der im ThinkPad YOGA 260 verbaute Lüfter bleibt bei leichten Arbeiten (Textverarbeitung, Internet ohne Flash, Mails etc.) aus. Sobald Prozessorlast aufkommt, dreht er aber schnell auf (aber auch genauso schnell wieder ab). Vom Geräusch her empfinde ich den Lüfter ab der zweiten Stufe bereits als eher  nervig.